825 Takte / Hiobs Verstummen

Christoph Korn

26 November 2021 – 8 Januar 2022


Eröffnung: Freitag, 26. November, 18 – 21 Uhr
Einladung

Hiobs Verstummen, Filmstill, 2021, Archiv Christoph Korn

Mit „825 Takte“ und „Hiobs Verstummen“ präsentiert der Neue Kunstverein Wuppertal zwei Arbeiten des Audio -und Medienkünstlers Christoph Korn. Wie in seinem gesamten Werk, artikulieren sich Form und Inhalt der Arbeiten über Prozesse des Verbergens, Maskierens und Löschens, die über Bild und Ton vermittelt werden.

„825 Takte“ basiert auf Richard Wagners „Ritt der Walküre“ und der Idee Wagners Geschichtsentwurf und seinem Konzept der Monumentalität und Überwältigung Risse und Diskontinuitäten einzuschlagen, auf dass in den Mulden und Lücken das Kleine, Schwache, Unterdrückte Behausung fände. So besteht die Arbeit aus einer Partitur, der in einem bildhauerischen Prozess, Klangmaterial ausgestanzt wurde, und einer musikalischen Ausspielung der Löschpartitur, in der wiederum die Komplexität des Werkes sichtbar wird. Es braucht 825 Takte, um zu einer ganzen Stille zu kommen.

„Hiobs Verstummen“ nimmt seinen Ausgang vom „Buch Hiob“, überliefert im Ersten Testament und im jüdischen Tanach. Die Rahmenhandlung des Buchs beschreibt, wie Gott Hiobs Treue mit schwerem Leiden prüft und Hiob stellt in seinem Reden daraufhin Gottes Gerechtigkeit in Frage. Angesichts der Unfassbarkeit des Unrechts verstummt Hiob in den literarischen Figuren des Textes sukzessive.

„Hiobs Verstummen“ ist ein 12-minütiger, fortlaufend geloopter, Film mit Caroline Junghanns, deren Gesicht in äußerster Intensität wider Gott schreit. Dieser Film wird in der Präsentation im Kunstverein und unter www.hiobs-verstummen.de automatisiert gelöscht, indem ihm über 90 Tage hinweg –automatisiert und zufallsgesteuert – sukzessiv weiße und stumme Bildflächen eingelegt werden. Dem Monolog wird so eine zweite Erzählebene eingeschrieben: ein unvorhersagbarer dramaturgischer Verlauf aus Ansetzen und Absetzen, Klang und Stille, Gesicht und offene weiße Bildflächen. Auf diese Art und Weise gerät Hiob Stück für Stück in seine eigene Verborgenheit. Er verstummt. Die pure Dauer des Films bleibt erhalten. Am Ende ist alles weiß und still.

Hörspiel

„Hiobs Verstummen“ als Hörspiel im SWR2 Hörspiel.

Web Installation

Die Web-Installation auf www.hiobs-verstummen.de.

Film

Der Film, der die Grundlage zur Installation bildet, kann hier gesehen werden.

Text

Claas Morgenroth und über „Hiobs Verstummen“
Manfred Hess über „Hiobs Verstummen“
Oliver Jungen: Das Schweigen der Medien. Eine Selbstermächtigung

„Hiobs Verstummen“ ist eine Produktion des Südwestrundfunk gefördert mit Mitteln der Kunststiftung NRW und ermöglicht durch den City Artists Award 2020. Die Ausstellung wird gefördert mit Mitteln des Kulturbüros der Stadt Wuppertal.