Rituals of Regulation

Carlos Carima, Olivier Mboma, Safiya Yon

27 April – 1 Juni 2024
Eröffnung: Freitag 26 April 2024, 19:00 Uhr
Einladung

Auf dem Kontinent Alkebulan (in Europa als „Afrika“ bekannt) wurde als erstes geatmet. Von diesem aller ersten Atemzug menschlichen Lebens; vom Nervensystem und Prozesse emotionaler Verarbeitung; von menschengemachte Systeme; über die Beziehung zwischen Mondzyklen und Meere, bis zum Sonnensystem im All: Unsere Existenzen bestehen aus Rituale der Regulation.
Auf spirituelle und politische Dimensionen des afrodiasporischen Raums, erforschen und praktizieren drei Schwarz gelesene Kunstschaffende Rituale der Regulation.
Das interdisziplinäre Kollektiv lädt im Zeitraum zur malerischen und künstlerisch-forschenden Begegnung, Performance-Film sowie Partizipation an Community Spaces ein.
Entlang der künstlerischen Forschungsfrage: „Wie werden afro-diasporische Communities reguliert und wie regulieren sie sich selbst?“, stellen die Werke einen fürsorglichen Akt des Archivierens Schwarzer (Über-)Lebensspuren dar. Zwischen biopolitischen Zuständen von Geburt, Tod und Transhumanismus, ist „Rituals of Regulation“ eine Suche nach Auswegen aus nekropolitischen Gewaltsumständen und ein Imaginieren von afro-futuristischer Wiedergeburt von Schwarzem Leben.

Carlos Carima, 2023, Archive, 24×30 cm, Öl auf Leinwand
Olivier Mboma, 2022, 150 x 100 cm, Acryl, Öl, Pasteilkreide und 24k Blattgold auf Leinwand

Die Künstler:innen und ihre künstlerische Umsetzung:
Safiya Yon wurde inmitten der südafrikanischen Revolte gegen die Apartheid geboren und konzentriert sich in ihrer Arbeit auf die künstlerische und psychische Verarbeitung und Transformation von (neo-)kolonialem Schmerz und Trauma. Als Social Practice Artist und psychosoziale Beraterin bewegt sich Yons Arbeit an der Intersektion von soziale Praxis, künstlerische Forschung, narrative Therapie, und transformative collective Healing. Als Grundpfeiler dieser interdisziplinären Praxis schafft Yon Heilungsräume für rassifizierte Menschen. Diese finden an Orte/Institutionen mit einer verborgenen, gewaltvoll aufgeladenen Geschichte statt. Durch kollektive, ko-regulative Praktiken werden diese Orte wieder neu aufgeladen, indem sie zu kollektiven Heilungsräumen werden. Yon hält ihre künstlerischen Forschungen in Form von dokumentarische- und Performance-Film, Installation und konzeptuelle Werke fest. Neben ihrer universitären und postgradualen Ausbildung und Tätigkeit im psychosozialen Bereich, absolvierte sie in Köln einen Master in Intermedia mit Schwerpunkt künstlerische Forschung und war zudem in der Lehre am Institut für Kunst und Kunsttheorie an der Universität zu Köln tätig.  
Carlos Carima ist ein in Angola geborener freischaffender Künstler, Maler und Performance Artist, der in Wuppertal/Köln arbeitet. Als Malerei-Student der Hochschule für Bildende Künste Essen/Wuppertal, nahm er 2023 an der Residenz Art Toll in Bedburg-Hau Teil. In seiner Solo-Performance “Spirituality and Quietness” im Schauspielhaus Dortmund (2023), setzte er sich mit Erinnerungskörper und kollektiver Heilung auseinander. Als Initiator und Teilnehmer an diversen Gruppenausstellungen und Mitglied eines Schwarzen Schreibkollektivs, verknüpft Carima Malerei, Schrift und Performance-Kunst miteinander. Er nutzt diese Disziplinen als Kanal für die künstlerische Verarbeitung und Exploration von kultureller Identität, zwischenmenschliche Beziehungen und Repräsentation Schwarz markierter Körper und Lebensrealitäten.  Die Figuren in Carimas Malerei sind Träger:innern ihrer eigenen Identität und Hüter:innen ihrer eigenen Würde. Sie folgen einer neuen Tradition Schwarzer magischer Realismus, welcher über Schwarze Repräsentation und Spiritualität hinausreicht.
Olivier Mboma ist ein freischaffender Künstler aus dem Kongo. Seine Familie emigrierte in den 1990er Jahren nach Deutschland, wo er seine Kindheit in Wuppertal verbrachte. Nach seinem Medizinstudium in Brüssel kehrte er nach Wuppertal zurück und arbeitet dort neben seiner Malerei hauptberuflich als Kinderarzt. Mboma ist Mitglied des Wuppertaler Kunstkollektivs Art-Fam 7+ und engagiert sich in seiner Freizeit für lokale politische und kulturelle Projekte, wie zum Beispiel mit der Organisation Kookaburra. Mbomas beschäftigt sich in seinen figurativen Werken mit Schwarzen Körpern und sucht stets eine Verbindung zwischen der afrikanischen Diaspora und dem europäischen Kontinent. Die Motive sind Momentaufnahmen und zeigen die Intimität zwischen den einzelnen Figuren. Mboma thematisiert in seinen Werken gerne die Beziehung und verschiedene Regulationsmechanismen zwischen Eltern und Kindern, was auch durch seine Arbeit als Kinderarzt beeinflusst wird. Die Gemälde sind eindrucksvoll und gezielt reduziert. Sie erhalten ihre Dimensionalität durch die Interaktion mit dem Betrachter, der die Erhabenheit und unerschütterliche Entschlossenheit der Figuren erlebt. Die Werke sind meist frei von einer bestimmten Umgebung und zwingen den Betrachter dazu, den Dargestellten ihren Raum zu lassen und sich ohne Ablenkung auf die Erzählung der Porträtierten einzulassen.